Verteilungsentwicklung

Verteilungsentwicklung
1. Begriff: In der wirtschaftspolitischen Diskussion wird vornehmlich auf die Entwicklung der  Lohnquoten bzw.  Gewinnquoten als Maß für Verteilungsänderungen zurückgegriffen. Auch wenn die Höhe der Lohnquote keine Auskunft über die Verteilung unter Haushalten ( personelle Einkommensverteilung) gibt, lässt sie dennoch unter einigen Vorbehalten Schlüsse in Form von Änderungstendenzen zu. Sie ist das einfachste und zugleich bekannteste Maß für die Entwicklung der  funktionellen Einkommensverteilung und misst den Anteil des Bruttoeinkommens aus unselbstständiger Arbeit am Volkseinkommen. Da sie sich mit der Gewinnquote zu Eins addiert, kann aus ihrer Entwicklung unmittelbar auf die Entwicklung des Anteils aus Unternehmertätigkeit und Vermögen geschlossen werden.
- 2. Empirie: Die statistische oder tatsächliche Lohnquote ist von 58,4 Prozent im Jahr 1950 auf 76,9 Prozent im Jahr 1982 fast ununterbrochen gestiegen. Ab 1982 lässt sich ein Sinken der Lohnquote bis auf das Niveau Anfang der 70er Jahre feststellen. Über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg ist ferner das im Konjunkturverlauf antizyklische Verhalten der Lohnquote zu beobachten. Die so definierte Lohnquote ist allerdings nur mit Einschränkungen dazu in der Lage, die Entwicklung der Einkommensverteilung zu beschreiben, da sie keine Aussagen über die strukturelle Entwicklung der Erwerbsbevölkerung macht. So ist der Anteil der abhängig Beschäftigten an den Erwerbstätigen seit 1950 gestiegen. In diesem Zusammenhang ist die Entwicklung der  bereinigten Lohnquote zu sehen, die sich durch Multiplikation der tatsächlichen Lohnquote mit der relativen Veränderung der Erwerbstätigenstruktur gegenüber einem Basisjahr ergibt. Auf diese Weise soll die Beschäftigungsstruktur fiktiv konstant gehalten werden. Im untersuchten Betrachtungszeitraum lag die so korrigierte Lohnquote dauerhaft unterhalb der tatsächlichen Lohnquote und erreichte Mitte bis Ende der 70er Jahre die höchsten Werte, um ab 1981/1982 trendmäßig zu sinken. Zur Vereinfachung der Argumentation und um Probleme der Wahl des Basisjahres auszuschalten, bietet es sich an, zusätzlich noch eine dritte Quote zu betrachten. Die sog.  Arbeitseinkommensquote setzt das Lohneinkommen pro abhängig Beschäftigtem in Relation zum Volkseinkommen pro Erwerbstätigem. Sie hat ebenso nach relativen Höchstwerten zwischen 1975 und 1980 wieder das Niveau Anfang der 60er Jahre erreicht.
- 3. Grundsätzlich bleibt bei der Interpretation der Lohnquotenentwicklung zu beachten, dass sie nur ein sehr grobes Maß für die Entwicklung der Einkommensverteilung darstellt.

Lexikon der Economics. 2013.

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